Bislang unveröffentlichte Dokumente enthüllen den alltäglichen Wahnsinn in deutschen Nachrichtenredaktionen. In einer Zeit, in der es auf Inhalte scheinbar nicht mehr ankommt, kümmert man sich stattdessen um die Form. Um die Reimform nämlich. Sie lesen richtig: Es geht um Nachrichten als Gedicht.
„Was macht ihr eigentlich in der Zeit zwischen den Nachrichtensendungen?“ Das ist eine häufige Frage, wenn ich über die Arbeit bei den Hörfunknachrichten erzähle. In der Regel lesen wir Redakteure dann die neuen Meldungen von den Agenturen (selbst im relativ kurzen Zeitraum von einer Stunde kommt da eine Menge zusammen). Entweder schreiben wir dann neue Meldungen, fassen die alten Themen nochmal in neue Worte – oder machen gar nichts. Solche Tage gibt es: Die Lage ist übersichtlich, und der Ausstoß der Agenturen hält sich in Grenzen. Zeit für andere Beschäftigungen! Was dabei herauskommen kann, wenn man einerseits Nachrichtenjunkie, andererseits sprachverliebt ist mit einem Hang zur Kreativität, habe ich gerade beim Aufräumen gefunden. Mit sechs Jahren Abstand erscheint mir das so albern und absurd, dass ich es unbedingt veröffentlichen muss: Nachrichtengedichte.
Man nehme dafür eine Agenturmeldung und versuche, den Inhalt in Reimform zusammenzufassen. Das erste Werk, das noch erhalten ist, beschäftigt sich mit der Einführung einer Lkw-Maut auf Bundesstraßen. Ja, sogar im Jahr 2005 wurde das schon diskutiert.
Fährst Du über Land den Lkw,
ist das bald nicht mehr ok.Weil immer mehr am Ruß verrecken,
gerade auf den Ausweichstrecken,will Manfred Stolpe nicht mehr ruhn,
sondern schnell was Schlaues tun.Auf Bundesstraßen gibt’s bald auch die Maut,
damit der Bauer glücklich schaut,
und die Brummis nicht mehr rasen,
wo sonst des Bauers Kühe grasen.
Ein anderes Gedicht aus meiner Feder befasste sich mit einer Personalie aus der Wirtschaft, mit dem Rücktritt des damaligen KarstadtQuelle-Vorstandsvorsitzenden Achenbach am 7. April 2005:
Es gab viel Krach
um Achenbach.Der Karstadt-Chef kann’s nicht verstehen,
er muss jetzt leider gehen.Bevor er aus dem Vorstand fliegt,
was im Lebenslauf nicht gut aussieht,
hat er das Gespräch gesucht:
Vertragsauflösung! Gehalt wird rückgebucht!
So schlecht ist das doch gar nicht, oder? Was wäre wohl passiert, wenn ich mich getraut hätte, und die Themen genau so auf Sendung präsentiert hätte?
Das ist doch mal eine lobenswerte Zeitvertreibung, jedenfalls immer noch besser als gar nichts zu tun! 😉
Also ich fänd’s amüsant, wenn mir so die Nachrichten vorgetragen werden würden. Ich würde es in jedem Fall begrüßen, wenn es bei den Radiosendern ab und zu Nachrichten gäbe, die so vorgelesen werden würden. „Und gleich wieder unsere Poetry News“
Um noch was kritisches loszuwerden in Bezug auf deine poetischen Ausschweifungen: Das erste ist wirklich gut, beim zweiten ist die Form noch nicht so eindeutig, wie ich finde (zB Versmaß, Metrum)^^
Poetische Grüße!
Moin Alexander,
na du wärest sicher reich und berühmt geworden. Auf irgendeinem Sender (ErTeeEll Zwei glaub ich), weden die Nachrichten der Woche gerappt zusammengefasst – und die Jungs sind gar nicht so übel. Vielleicht versuchst du es einfach nochmal! Einen Fan hast du schon.
Bis dahin, das ist gewiss
’s bigi öfter hier noch is
Und liest wie du hier klasse blogst
und damit Bloggershausen rockst!
Viele Grüße aus dem SynchronUniversum,
bigi
Haha, vielen Dank für die Blumen! 🙂