Hey Du! Spitzensportler verdienen Millionen damit, in der Fußball-Bundesliga zu spielen. Ich weiß, dass Du Dir in letzter Zeit immer mehr Sorgen machst, weil es dort auch Schwule geben könnte.
Um Himmels Willen:
Was ist, wenn er Dein Gemächt sieht?!
Natürlich, das ist eine der furchtbarsten Sachen, die einem Athlethen von heute im Job passieren können. Nicht der Zwei-Meter-Abwehrhüne mit seiner Blutgrätsche und nicht der Haken vom Tornetz, der Dir unglücklich den Rücken aufschlitzt. Nein, der Hauch einer Chance, für den Bruchteil einer Sekunde flüchtig von einem Mann angeschaut zu werden, der in seinem Privatleben nackt neben seinem Freund liegt, ist der viel größere Stress.
Aber keine Angst! Ich bin selbst schwuler Fußballer, also weiß ich etwas über das Verhalten in einer Umkleidekabine. Ich weiß zum Beispiel, dass Deine Angst, von einem schwulen Mitspieler abgecheckt zu werden, nichts ist gegen die Angst eines ungeouteten Sportlers, von einem bigotten Mannschaftskameraden entdeckt, verarscht oder vermöbelt zu werden.
Hier findest Du eine Anleitung, wie man sich in einer Umkleide verhält, in der ein Schwuler anwesend sein könnte. Also wie schon immer in jeder Umkleidekabine in der Geschichte der Menschheit.
Schritt 1: Gib Deinem schwulen Mitspieler Bestätigung
Sag ihm hallo. Sag: „Gutes Spiel.“ Vielleicht machst Du ihm auch ein Kompliment für einen gelungenen Pass, einen tollen Ballgewinn oder eine gute Flanke. Du kannst ihn abklatschen, oder wenn das zu unangenehm für Dich ist (was eigentlich nicht sein sollte), mach ihm auf irgendeine Art klar, dass Du froh bist, dass er im Team ist – auch wenn Ihr abseits des Platzes nicht für „dasselbe Team“ spielt.
Schritt 2: Behandele ihn wie einen Menschen
Frag ihn nach seinem Leben. Wie geht es seiner Familie? Seinem Partner? Sprecht über gemeinsame Interessen. Ja! Du hast sehr wahrscheinlich gemeinsame Interessen mit diesem homosexuellen Menschen! Wenn Du nicht weißt, was diese Person mag, frag einfach. Oder sprich über das Wetter! Oder über Beyoncé! Nicht weil er schwul ist, sondern weil jeder – schwul, hetero, männlich oder weiblich, ob afrikanischer Dorfältester oder Inuit auf Walfang – jeder etwas über Beyoncé zu sagen hat. Sie ist der Start einer universellen Konversation.
Schritt 3: Zieh Dich aus
Weil Du gerade 90 Minuten Fußball gespielt hast, den Platz rauf und runter gerannt bist, und weil es eine Umkleidekabine ist und Du ein Erwachsener bist, musst Du die Sportsachen ausziehen. Gib Dir einen Ruck. Du stinkst wie ein Schwein.
Schritt 4: Stelle fest, dass Du Deinen schwulen Mitspieler mehr anschaust als er Dich
Warum guckt er Dich nicht an? Du bist attraktiv! Bist Du nicht sein Typ? Auf wen steht er wohl so? Oh mein Gott, jetzt sieht es so aus, als ob sich Dein Mitspieler damit beschäftigt, fertig zu werden und nach Hause zu kommen. Genau das, was Du eigentlich auch vorhattest, bevor Du davon besessen warst, ihn danach abzuchecken, wie sehr er Dich abcheckt.
Schritt 5: Vergiss nicht die verstohlenen Blicke zu anderen nackten Mitspielern
Einfach weil Hetero-Männer in Umkleidekabinen ständig Maß nehmen. Aber das ist aus einer Perspektive des Wettbewerbs, was aus irgendeinem Grund eher akzeptabel ist. Echte Kerle halt undsoweiter.
Schritt 6: Überlege, was schlimmstenfalls passieren kann
Im allerschlimmsten Fall findet Dich Dein Mitspieler attraktiv, hat einen Moment der Schwäche und guckt mal zu Dir rüber. Und Du bemerkst das natürlich, weil Du ihn sowieso die ganze Zeit beobachtest. Jetzt weiß Du also, wie sich die abertausenden Brüste vorkommen, die Du in Deinem Leben angestarrt hast. Aber keine Angst: Du bist jetzt nicht zur Frau geworden.
Schritt 7: Zähle die halbnackten Mitspieler um Dich herum und teile das durch zehn
So findest Du raus, wieviele vermutlich schwul sind, ob sie es öffentlich gesagt haben oder nicht. Und sie sind schon immer da gewesen, seit Du in der Schule mit Fußball angefangen hast. Und irgendwie bist Du immer noch am Leben, unversehrt und verdienst Millionen mit dem Sport.
Schritt 8: Geh duschen
Nochmal, Du stinkst. Falls Dein schwuler Mitspieler zur selben Zeit duscht: Hut ab dafür, dass Du bemerkt hast, wie er losgegangen ist. Warum beobachtest Du ihn überhaupt so genau? Ernsthaft, baggerst Du ihn an?
Schritt 9: Zieh Dich an und geh nach Hause
Und gib das Geld aus, das Du damit verdient hast, tapfer und männlich zu sein – indem Du einem kleinen Ball hinterher gerannt bist und Erwachsene besprungen und geküsst hast, nachdem das Ding irgendwie im Kasten gelandet ist.
aus dem Englischen übersetzt und adaptiert nach John Loos: How to Behave Around Your Gay Teammate in the Locker Room, zuerst erschienen auf The Second City Network im Februar 2014. Anlass war das Coming Out des American-Football-Talents Michael Sam.
Hallo, ich bin auch schwul und komme aus einem Umfeld in dem das kaum akzeptiert wird. Bis heute zeige ich meine Vorlieben nicht offen. Ich wünsche jedem Homosexuellen Glück.
Gut so Alexander. Ehrlicher geht es nicht. Und es gibt allen ordentlich zu denken.